Die Herzbestattung: Geschichte und Bedeutung
Die Herzbestattung, also die vom Körper getrennte Bestattung des Herzens, ist ein Ritual, das auf das christliche Abendland, also auf Europa beschränkt blieb, das in seinen Anfängen und dann auch über lange Jahrhunderte den Eliten des Volkes, also dem Adel und der hohen Geistlichkeit vorbehalten.
Der Kardiologe Armin Dietz dokumentiert in diesem medizin- und kulturhistorisch einzigartigen Werk auf Basis jahrzehntelanger Recherchen Hunderte von Herzbestattungen. Zahlreiche Bilder illustrieren die auch kunsthistorische Bedeutung dieses Phänomens in Form von Kardiotaphen, Herzurnen und anderen Grabmonumenten.
Heute wirkt eine getrennte Bestattung des Herzens vom Rest des Körpers wie ein morbider Brauch aus grauer Vorzeit.
Doch das Wort aus dem Matthäus-Evangelium „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ eröffnet eine andere Perspektive: Der Ruheort des Herzens erhält hier eine materielle, emotionale und mythische Bedeutung. Was bei der Rückbringung gefallener Kreuzfahrer in deren Heimat als hygienische Notwendigkeit begann, breitete sich weit über den katholisch geprägten west- und mitteleuropäischen Raum aus. Vor allem bei den Habsburgern und Wittelsbachern war die Herzbestattung eine häufig vollzogene, dynastische Tradition.
Fast zur Mode wurde die getrennte Bestattung des Herzens an einem symbolträchtigen oder geliebten Ort in romantisch geprägten Kreisen des 19. Jahrhunderts. Wie sehr diese Faszination bis in unsere Zeit fortwirkt, lässt sich an der wahrscheinlich letzten Herzbestattung ersehen, jener Otto von Habsburgs im Jahr 2011.
Erscheint am 9.12.2024. Böhlau Verlag. 936 Seiten, mit 78 farb. Abb., gebunden. ISBN: 978-3-205-22147-0. € 65,00.
Erhältlich im Buchhandel sowie online (Böhlau Verlag / Thalia / Amazon)
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