Zu den konsequentesten Protagonisten der Herzbestattung zählten neben den französischen Valois und Bourbonen die beiden großen europäischen Dynastien deutscher Zunge, die Wittelsbacher und Habsburger, die die deutsche und europäische Geschichte als Rivalen und Verbündete zur gleichen Zeit bestimmt haben.

Kardio-Enterotaph Friedrichs III. in der Linzer Stadtpfarrkirche
Kardio-Enterotaph
Friedrichs III. in der
Linzer
Stadtpfarrkirche

Kaiser Friedrich III. (†1493) war der erste Habsburger, dessen Herz und Eingeweide gesondert begraben wurden und zwar in der Linzer Stadtpfarrkirche. Sein Sohn Maximilian I., „der letzte Ritter“, (†1519) bestimmte, dass sein Herz in den Sarg seiner ersten Gattin, Maria von Burgund, im Chor der Liebfrauenkirche nach Brügge kommen sollte. Das Herz des gemeinsamen Sohnes, Philipps des Schönen (†1506), kam neben den Sarg seiner Mutter.

Erst Generationen später, während des Dreißigjährigen Krieges, nahmen die beiden Fürstengeschlechter die Begräbnissitte wieder auf. Das Erzhaus Österreich hatte im Laufe seiner Geschichte eine große Zuneigung zur Muttergottes von Loreto entwickelt, die zur „mater lauretana“, der Hausmutter wurde, während sich die ebenfalls katholische Dynastie der Wittelsbacher einem ähnlichen Madonnenbild, der schwarzen Madonna von Altötting verlobt hatte.

Madonna in der Gnadenkapelle in Altötting
Madonna in der
Gnadenkapelle in
Altötting

In der schmucklosen Loretokapelle der Augustinerkirche in Wien befinden sich vierundfünfzig schlichte Herzgefäße, das älteste der Kaiserin Anna von Tirol (†1618), das letzte des Erzherzogs Franz-Karl (†1878), des Vaters Kaiser Franz Josephs.

Nur wenige verweigerten sich dieser Familientradition, andere Herzen befinden sich in der Kapuzinergruft in Wien, so das des Sohnes Napoleons I., des Herzogs von Reichstadt (†1832), in den Katakomben des Stephansdomes, wo auch die Eingeweide vieler Habsburger hingebracht wurden, im „Herzgrüfterl“ im Mausoleum am Grazer Dom und in anderen Stätten der Donaumonarchie.

Herzgruft der Habsburger in der Loretokapelle der Augustinerkirche in Wien
Herzgruft der Habsburger in der Loretokapelle der Augustinerkirche in Wien

Der Hofadel folgte manchmal dem Beispiel seiner Souveräne, so der berühmte Prinz Eugen(†1736) im Wiener Stephansdom, die Schwarzenbergs in Krumau, die Gräfin Rietberg-Kaunitz(†1758) in Rietberg, der Graf von Plaz (†1767) in St. Jakob am Thurn.

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