Bereits der erste Wittelsbacher Kaiser, Ludwig der Bayer (†1347), wollte sein Herz zum Vater, zu Ludwig dem Strengen, in die Klosterkirche nach Fürstenfeld gebracht haben. In der kleinen Wittelsbacher Grablege im Münster zu Ingolstadt ruhen das Herz der ersten Gattin Ludwigs des Bärtigen, Johanna von Bourbon (†1408), und Herz und Eingeweide des Herzogs Georg, genannt der Reiche, Bräutigam der Landshuter Hochzeit, in schlichten Metallgefäßen.

Herz- und Eingeweidegefäße
der Wittelsbacher im 
Ingolstädter Münster
Herz- und Eingeweidegefäße
der Wittelsbacher im
Ingolstädter Münster

Maximilian I., der erste Wittelsbachische Kurfürst, Bundesgenosse des Habsburgers Ferdinand II. im Dreißigjährigen Krieg, stimmte nach langem Hin und Her der Bestattung des Herzens seines treuesten Dieners in der Gnadenkapelle in Altötting zu, des Feldherrn der katholischen Liga und glühenden Marienverehrers Johann Graf Tserclaes von Tilly, der eigentlich in toto bei seiner Schutzpatronin ruhen wollte (s. oben). Die heilige Kapelle, wohl im 7. oder 8. Jahrhundert erbaut, mit dem aus dem 14.Jahrhundert stammenden Gnadenbild der schwarzen Madonna wurde zur Herzgrabliege der Wittelsbacher bis ins 20. Jahrhundert mit fünfzehn, meist prunkvollen Herzgefäßen in Wandnischen, weiteren dreizehn Urnen in Wand und Boden der Kapelle. 

 Wittelsbacher Königsherzen in der Gnadenkapelle  von Altötting
Wittelsbacher Königsherzen in der Gnadenkapelle
von Altötting

In und außerhalb Bayerns befinden sich weitere Herzgräber der Wittelsbacher, ihres Hofadels und der hohen Geistlichkeit, so die Herzen des Herzogs Wilhelm im Kloster Banz, der Grafen Deymund Closen in Arnstorf, der Wilhelmine von Thurn und Taxis in Regensburg, des Klerikers Megenberg in Konstanz.

Kolumbarium für die Herzurnen der Leuchtenberger in der Münchner Michaelskirche
Kolumbarium für die
Herzurnen der
Leuchtenberger in der
Münchner Michaelskirche

Maximilian I. Joseph, von Napoleons Gnaden der erste König von Bayern, trat seinem Schwiegersohn Eugène de Beauharnais, dem Stiefsohn des französischen Kaisers, die Landgrafschaft Leuchtenberg und das Bistum Eichstätt als mediatisiertes Herzogtum ab. Die Familie durfte sich samt Nachkommen Fürsten und Fürstinnen von Leuchtenberg nennen.

Die sechs Kinder von Eugène und Auguste heirateten in bedeutende Fürstenhäuser, so in die Familie des brasilianischen Kaisers Dom Pedro, in den russischen Hochadel, das portugiesische und schwedische Königshaus. Sieben Herzen dieser Familie wurden in der Kapelle des Familienpalais in München, dem von Klenze erbauten Leuchtenberg-Palais zur letzten Ruhe gebracht, so die von Eugène (†1824) und Auguste (†1851), ihrer Söhne, der Herzöge August (†1835) und Maximilian von Leuchtenberg (†1852) und ihrer Töchter Eugenie (†1847), Theodolinde (†1857) und Caroline (†1869). Nach der Zerstörung des Palais im Zweiten Weltkrieg wurden die z.T. prunkvollen Urnen in ein der Öffentlichkeit nicht zugängliches Kolumbarium neben der Fürstengruft in der Münchner Michaelskirche gebracht.

 Herzurne der Amalia Auguste von Leuchtenberg (†1851)
Herzurne der Amalia Auguste von Leuchtenberg (†1851)

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